1996-2007
„ Die deutschen Kunstvereine hatten in einer groß angelegten Aktion unter dem Motto „Kunstlandschaft Bundesrepublik“ ein umfangreiches Austauschprogramm realisiert und das Saarland dabei vergessen, da kein entsprechender professionell organisierter Ansprechpartner vorhanden war. (Die Stadtgalerie wurde kurz nach ihrer Gründung mit ihrem Förderkreis Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft deutscher Kunstvereine.) Das neue Selbstbewusstsein der saarländischen Künstler, das die Saarbrücker Zeitung beim ersten Auftritt des Saarländischen Künstlerbundes in der Stadtgalerie registrierte, zeigte sich bald auch in den Aktivitäten des Saarländischen Künstlerhauses, das, obwohl schon 1984 gegründet, erst 1992 nach langem Hin und Her endlich einen festen Ort in der Karlstraße und auch eine handlungsfähige Organisation bekommen hatte. Mit der 1989 gegründeten Hochschule der Bildenden Künste Saar hat sich das Spektrum der Kunst in der Region durch neue kraftvolle Ansätze erweitert. Man konnte dies in den vergangenen Ausstellungen des Künstlerbundes, in den Statement-Ausstellungen der Stadtgalerie sowie in zahlreichen Projekten des Künstlerhauses (auch in den Landeskunstausstellungen) deutlich wahrnehmen. Ob die Stadtgalerie als selbstständige Institution den Prozess wachsenden Selbstbewusstseins auch in Zukunft wird spiegeln können, ist leider durch die aktuellen Überlegungen zur Neustrukturierung der Museumslandschaft im Saarland fraglich geworden. Insofern ist das Zusammenrücken der beiden bisher als unverzichtbar geltenden Institute Künstlerhaus und Stadtgalerie auch eine Demonstration der Solidarität.
Seit 1990 bildet jeweils ein thematisches Konzept die Grundlage für die Ausstellungen des Künstlerbundes. Es begann mit einer Thematisierung des künstlerischen Arbeitsraumes. Es folgte eine Reduktion auf Schwarz und Weiß (schwarzundweiß, 1992/93) und drei Jahre später die Thematisierung der Farbe in einer Ausstellung, deren Teilnehmerliste um einige Gäste erweitert wurde (Farbenheit, 1995/96). Die Reduktion auf 14 Künstlerin sieben Räumen brachte ein spannendes Echo auf das an Raumkonzepten orientierte Programm der Stadtgalerie (coop 14/7, 1996/97), schloss jedoch viele Mitglieder von der Möglichkeit einer Teilnahme aus, so dass sich der Künstlerbund danach doch wieder zur Demonstration der Vielfalt entschloss (proviele, 1998/1999). Die Kooperation von Stadtgalerie und Künstlerhaus macht es nun möglich, die ursprünglich widerstreitenden Vorstellungen zu vereinen: Vielfalt in einem breiten Spektrum künstlerischer Positionen einerseits und thematische bzw. inhaltliche Orientierung andererseits.
Die beiden Ausstellungen im Künstlerhaus und in der Stadtgalerie stellen sich der alten Frage nach dem Verhältnis von Kunst und Natur. Die jeweiligen Titel Vor der Natur bzw. Am Grün fehlt es ja nicht scheinen sich dabei wechselseitig ironisch zu kommentieren. Angesichts der Umbrüche, die sich durch die Machbarkeit der biologischen Natur des Menschen und die gleichzeitig empfundene Ohnmacht politischen Handelns ankündigen, sind auch im künstlerischen Bereich die großen selbstgewissen Gesten nicht mehr möglich. Für einen Augenblick des Schreckens stand während der gemeinsamen Arbeitssitzung am Nachmittag des 11. September sogar die Frage eines Verzichts auf das Projekt im Raum.
Angesichts der medienvermittelten Bilder schien das Vertrauen in die Kraft der eigenen subjektiven Bilder zutiefst verunsichert. Es ist am Ende eine eher nachdenkliche und stille Doppelausstellung geworden, die einen skeptischen und leisen Bezug zu einem alten Thema formuliert und auf die die Zukunft sichernde Kraft der inneren Bilder vertraut.“
(Martin Buchhorn, Bernd Schulz, „Vor der Natur – Am Grün fehlt es ja nicht“, 2001)