1950-1957
„Unter der Führung Richard Beckers schritt man am 3. August 1950 zur Neugründung. Zur Gründungsgruppe gehörten Richard Becker, Fritz Berberich, Helmut Collmann, August Clüsserath, Richard Eberle, Wolfram Huschens, Artur Kossow, Max Mertz, Mia Münster, Hans Joachim Müller, Jean Schuler, Josef Steilen, Edgar Jené, Fritz Zolnhofer, Marga Lauer, Otto Häußer, Walter Neu und Friedrich Wilhelm. Die Kunstschuldozenten Dr. Kleint und Siegle kamen hinzu, Der neu gegründete Bund fand lebhafte Sympathie bei der Schule für Kunst und Handwerk. („Centre de Métiers d’Art Sarrois – Sarrebruck„). Offenbar hatte man jetzt erkannt, dass man im Wettstreit mit den werbungstüchtigen Konkurrenten zu wenig in der Öffentlichkeit und bei den Behörden hervorgetreten war, und suchte dies nun durch größere Aktivität auszugleichen. Man plante einen prominenten Kunstfreund zum Präsidenten zu machen, fand aber dafür weder bei Franz-Josef Kohl-Weigand, St. Ingbert, noch bei dem geschäftsführenden Vorstandsmitglied der Saarländischen Kulturgesellschaft, Hans Hippchen, Zustimmung. Der neue Bund stellte sich am 18. November 1950 mit einer Ausstellung im Saarland Museum vor. Der Direktor der Kunstschule, Henri Gowa, die Dozenten Frans Masereel, Dr. Kleint, Theo Siegle und Anneliese Braunmüller, die Leiterin der Keramikklasse, beteiligten sich an der Ausstellung als Beweis ihrer Verbundenheit …
… Kennzeichnend für das gewachsene Selbstbewußtsein im autonomen Saarland ist der Vorschlag des Bundesvorstandes vorn 10. Januar 1951 an den Kultusminister „angesichts des wachsenden politischen und kulturellen Eigenlebens des Saarlandes im europäischen Raum“ das Land an der Biennale in Venedig zu beteiligen, „auch zur Stärkung der europäischen Gedankens in unserer Heimat«. Der Plan scheiterte an der Kostenfrage. Es war indessen aber gelungen, die Behörden stärker für die Belange des Bundes zu interessieren. Es wurden größere Mittel zum Ankauf von Werken saarländischer Künstler bewilligt. Die guten Beziehungen zu dem Kunsthistoriker Professor Dr. Schmoll gen. Eisenwerth ermöglichten eine Ausstellung „Junge Kunst an der Saar“ in der Universität des Saarlandes, an der 17 Mitglieder des Bundes teilnahmen. Professor Schmoll, der von der T. H. Darmstadt nach Saarbrücken gekommen war, vermittelte auch die Verbindung zur „Neuen Darmstädter Sezession“ mit Austauschausstellungen der beiden Verbände. Im Mai 1951 konnten einige Mitglieder des Bundes in Paris ausstellen (Galerie St. Placide). Im November 1953 konnten durch Vermittlung der Gesandtschaft des Saarlandes in Paris zwanzig Mitglieder des Bundes in der Société de l’Ecole Française im Palais des Beaux Arts de la Ville de Paris ausstellen…
(Walter Scheer, 60 Jahre Saarländischer Künstlerbund, 1984)
„Unter dem neuen Namen Saarländischer Künstlerbund tritt der bisherige Bund Bildender Künstler zum ersten Mal an die Öffentlichkeit. Sein Ziel Ist verstärkte Aktivität nach innen und nach außen. Die Besten des Nachwuchses sollen noch und nach hinzutreten und die Forderung nach Qualität auf der ganzen Linie mit unterstützen. Der Bund ist aber schon jetzt auf dem besten Wege, im Ausland mit Erfolg bestehen zu können. Dass er es auch zu Hause kann, mehr als bisher, bleibt ein Wunsch, dem nicht viel im Wege steht. Seine Mitglieder wünschen engere Beziehungen zu Behörden, Bauherren und Architekten, damit die Arbeit in die Breite wachsen kann. Sie fordern, weil sie zu geben gewillt sind. Mögen in die Ausstellung aber nicht nur die Gebildeten kommen, auch die Arbeiter, Bauern und Bergleute, denn sie sind oft näher der Kunst, auch der neuen, als man glaubt. Mögen sie mit allen anderen uns helfen, die Kluft zwischen aufnehmender Gemeinschaft und schaffendem Künstler langsam auf natürliche Weise zuwachsen zu lassen. B. KLEINT, Vorsitzender des Bundes“
(Vorwort Ausstellungskatalog, 1953)
„… Der politische Wechsel von 1955 hatte für die Situation der saarländischen Kunst keine nachhaltige Wirkung. Wohl waren Stimmen zu hören, die an die Parolen der Vergangenheit erinnerten: „Nach dem Zusammenbruch 1945 kamen viele landfremde Elemente aus allen Richtungen in die saarländische Kulturwüste“ (Alb. Bohn). „Auch wir sind der Ansicht, dass nach langen Eskapaden in nichtdeutsche Kunst endlich deutsche Künstler und der deutsche Geschmack wieder Raum finden“ (K. C.). Diesen Raum wollte offenbar der „Deutsche Kulturbund“, ein neu geschaffenes Gremium, 1956 schaffen, als er das Saarland-Museum für eine Ausstellung „aller Schaffenden“ in einer Art von „Gleichschaltung“ reservierte. So konnte der Bund in diesem Jahr nicht als er selbst auftreten. Im Jahre darauf war dieser Angriff einiger Missvergnügter, die vorher nicht die Rolle hatten spielen können, die sie verdient zu haben glaubten, vergessen.
In diesem Jahre 1957 konnte der Saarländische Künstlerbund (so nannte er sich seit 1953) sogar ein Jubiläum feiern: Er war 35 Jahre alt geworden. Im Grußwort bezeichnete der Vertreter des Kultusministers die Mitglieder des Bundes als „die Besten“. Richard Eberle, der langjährige Schriftführer des Bundes, brachte im Katalog eine kurze aber im Ganzen exakte Darstellung der Geschichte. Vorsitzender war damals Theo Siegle, der Wolfram Huschens (1954-1957) abgelöst hatte.
Das Jubiläum gab Gelegenheit zu Rückblick und Bestandsaufnahme. Trotz der stilistischen Vielfalt, die von Anfang an die Stärke des Bundes gewesen war, von leicht stilisierendem Realismus bis zur unbedingten Abstraktion reichend, war jetzt etwas wie eine Majorität zu erkennen. Es waren die Jahre des saarländischen Kubismus.“
(Walter Scheer, 60 Jahre Saarländischer Künstlerbund, 1984)
„Die Geschichte des Saarländischen Künstlerbundes In den 35 Jahren seines Bestehens ein Teil Kulturgeschichte unseres westlichen Grenzlandes an der Saar. Gerade der Künstler, Im Grenzland hat Immer das Gemeinsame und Verbindende beider Seiten herauszustellen und so das Trennende zu überwinden. Der saarländische Künstlerbund Künstler hat es in diesen Jahrzehnten nicht leicht gehabt, da politische Leidenschaften ihn immer wieder zu ihren Zwecken missbrauchen wollten.
Umso höher ist es den Künstlern des „Saarländischen Künstlerbundes“ anzurechnen, dass sie sich stets nur ihrem künstlerischen Gewissen und keiner Tagesmeinung verantwortlich gefühlt hoben. Wenn heute in ihren Werken eine echte Synthese zwischen ihrer deutschen Abstammung und der großartigen künstlerischen Konzeption unseres westlichen Nachbarn sichtbar Ist so ist hier eine echte europäische Aufgabe erfüllt.
Nachdem die saarländischen Künstler heute wieder gemeinsam mit uns schaffen, ist es mir eine besondere Freude, Im Namen der bildschaffenden Künstler des südwestdeutschen Raumes dem Saarländischen Künstlerbund unsere herzlichen Glückwünsche auszusprechen.“
(Vorwort, Ausstellungskatalog 1957)